Der Übergang von der alten zur neuen Welt 

und die Rolle von Christus darin

Von Margarete van den Brink

Christus Pantocrator, Mozaïek Aya Sofia, Istanbul

Krisenzeit

Der Übergang von der alten zur neuen Welt macht, dass wir in einer Krisenzeit leben.

Die Krise beschränkt sich nicht nur auf Europa, sondern wirkt weltweit. Dazu kommt, dass wir es nicht mit einer einzigen Krise zu tun haben, sondern mit mehreren gleichzeitig.
Wir kennen eine ökonomische, eine klimatologische, eine ökologische, eine politische und eine Führungskrise und sicher auch eine Kultur- und Zivilisationskrise.

Außerdem gibt es eine große Anzahl Menschen, die es auch mit einer kirchlichen oder religiösen Krise zu tun hat.

All diese Krisen zusammengenommen führen zu einer neuen: die Vertrauenskrise.

Denn, wo führt das hin? Bedeutet das das Ende? Wem oder was kann man noch vertrauen?

Zahllose Seher, Denker und Schreiber aus weltanschaulichen Traditionen und Sichtweisen, weisen darauf hin, dass wir auf dem Weg in eine weltweite Krisensituation sind, die nur durch tiefgreifende Veränderungen und Umwandlungen zu lösen ist.

Rudolf Steiner sprach in seinen Vorlesungen darüber. Jiddu Krishnamurti in seinen Reden, die zusammengefasst sind in: ´Krishnamurti & Eine Welt in der Krise'`.

Und in unserer Zeit schreibt der Forscher Ervin László in seinem Buch: ´Der Chaospunkt`: Jetzt muß an der globalen Erneuerung gearbeitetet werden um dem totalen Kollaps zuvorzukommen. Viele Menschen sind der Meinung, dass die heutigen Krisen durch Veränderungen in einer Anzahl wichtiger Systeme relativ einfach zu lösen sind. Die Technologie für eine nachhaltige Gesellschaft ist immerhin vorhanden. Sie muss nur angewandt werden.

Der entscheidende Punkt

Aber so einfach ist das Problem nicht. Erkenntnisse aus der esoterischen Tradition erzählen, dass diese Krisen Teil eines noch viel größeren - unsere ganze Welt und die gesamte Menschheit umfassenden - Prozesses der Veränderung und Umwandlung sind.

So spricht László darüber, dass wir uns nahe am ´Chaos-Punkt` befinden, der Moment, in dem die Welt unwiderruflich in eine neue Entwicklungsphase tritt. Eine neue Phase, die entweder zu weiterem Abbruch führt oder zu einem Durchbruch zu einer total neuen Funktionsweise.

Auch Rudolf Steiner sagt, dass wir in unserer Evolution einen entscheidenden Punkt erreicht haben. In unserer Zeit läuft, sagt er, eine alte Welt, eine alte Periode der Entwicklung dem Ende entgegen.1) Diese alte Welt hat uns zu dem Menschen gemacht, der wir heute sind: eine selbständige Persönlichkeit mit einem eigenen Ich- oder Selbstbewusstsein. Jetzt hat diese Periode ihren Auftrag zur Menschheitsentwicklung erfüllt, verliert an Kraft und geht unter.

Es existiert allerdings, sagt er, auch eine aufgehende Welt, die jeden Tag stärker wird.

Die neue Welt, die neue Entwicklung, hat ihren Anfang im Inneren, in den Herzen, von uns Menschen.

Sie tritt aus der geistigen Welt, die in uns lebt, hervor. Sie entsteht aus unserem geistigen Selbst, das Teil der geistigen Welt ist und das in unserer Zeit in unserem Ich, unserer Persönlichkeit, geboren wird.

Ausrichtung auf das eigene Ego-Ich

Die alte Welt, die uns als Mensch auf der Erde auf eigene Beine stellte mit einer eigenen individuellen Verantwortlichkeit, brachte uns materiellen Wohlstand und Fortschritt.

Durch diesen irdischen Zustand richteten wir uns jedoch stärker auf uns selbst, auf unser eigenes Ego-Ich. Das führte nicht nur zur Isolierung von der Umgebung und der geistigen Welt, sondern auch zu Egoismus, Habsucht und Materialismus. Es sind Egoismus, Habsucht und Materialismus, die schließlich all diese Krisen verursachen, mit denen wir es heute zu tun haben. Wir brauchen nur daran zu denken, wie sich die finanzielle Krise, die Eurokrise, die Klimakrise, die ökologische Krise, etc. entwickelt haben. Wir können jeden Tag über die Medien erfahren, wie es soweit gekommen ist.

All diese Krisen sind Erscheinungen, die zur alten, untergehenden, endlichen Welt gehören.

Sie entstanden durch eine alte, einseitige, materialistische Denkweise.

Diese Denkweise passt nicht mehr zu dem, was sich in unserer Zeit entwickeln will und wirkt dadurch entgegengesetzt und destruktiv.

Auch die Krise, die sich in der Kirche abzeichnet, ist ein Symptom des Übergangs von der alten zur neuen Welt. Überall dort, wo Erstarrung in Form von Dogmen und Lehrsätzen auftritt, die Menschen an die (kirchliche) Autorität außerhalb von ihnen bindet, und wo der Mensch als freies Individuum, in dessen Inneren der Geist zum Leben erwacht, nicht zählt, hören Kirchen auf zu existieren. In dieser Form gehören sie zur alten Welt und haben ihre Zeit gehabt.

Die Geburt einer neuen Kultur

Die neue Welt wird dadurch geboren, dass sich Menschen auf ihrem persönlichen Lebensweg Fragen stellen, nach Antworten suchen, durch Veränderungsprozesse gehen und dadurch eine andere Wahrnehmung und ein anderes Denken entwickeln und Dinge anders tun.

Deshalb unterstrichen sowohl László, als auch Steiner und Krishnamurti immer wieder die Wichtigkeit einer anderen Denkweise. Auf andere Weise ´mit neuen Augen` zu den Dingen und der Wirklichkeit schauen. Danach suchen, worum es im Leben wirklich geht und dem Gestalt geben.

Die neue Art des Bewusstseins, hervorgerufen durch die innerlichen Transformationen, wirkt überall in der Welt und ist zu erkennen. Das führt zur Entstehung einer neuen Kultur. Die neue Kultur wird geschaffen durch Menschen, die in Verbindung mit ihrem Innern, mit ihrem Gefühl stehen, die darüber nachdenken, die bewusste Entscheidungen treffen, die wissen, für welche Werte sie stehen und die bewusst mit anderen Menschen und der Natur umgehen und zusammenarbeiten.

Von der Abgeschiedenheit zur Ganzheit

Eine Untersuchung des Soziologen Paul Ray im Jahr 2000 mit dem Titel: ´The Cultural Creatives. How 50 million people are changing the world`, beweist, dass diese Menschen – in Deutsch die kulturell Kreativen genannt – 26% der Weltbevölkerung ausmachen.

In Europa sogar 30-35%. Ihre Zahl nimmt schnell zu. Kennzeichnend für diese Gruppe sind Werte wie Einfachheit, Nachhaltigkeit, Spiritualität und gesellschaftliches Bewusstsein.

László beschreibt in seinem Buch ´Der Quantensprung im globalen Gedächtnis`, welche Verschiebungen er im Bewusstsein und Verhalten dieser Menschen wahrnimmt. Anstelle der Haltung von Wetteifer und Konkurrenz, von sich gegenüber stehen und einander bekämpfen, suchen sie nach Verbindung und Zusammenarbeit. Anstelle von kritiklosem Gehorsam gegenüber einer Autorität außerhalb von ihnen, vertrauen sie vor allem auf ihre eigene Autorität, ihrem inneren Wissen. Wahrscheinlich ist das Wichtigste von allem, sagt er, dass eine Verschiebung von Abgeschiedenheit zur Ganzheit stattfindet – die Erkenntnis, dass wir mit allen Aspekten des Lebens und der Realität des großen Ganzen, der Menschheit, der Erde, dem Kosmos, allem was lebt, verbunden sind. Realisierend, dass alles voneinander abhängig ist.

Das Erwachen des inneren Geistes

In dieser aktiven Bewusstwerdung, in dieser allmählichen Veränderung in der Kultur, die sich auch in Europa vollzieht, können wir den erwachenden Geist der Menschen buchstäblich an ihrer Arbeit sehen. Denn es ist der innerliche Geist, der uns dieses neue Bewusstsein schenkt, der das neue Verhalten verursacht und der ganz neue, kreative Lösungen für die Probleme, vor denen wir stehen, findet.

Gewinnt die neue Welt, dann haben wir als Menschheit und als Erdenplanet Zukunft und unsere Entwicklung setzt sich fort. Gewinnt diese zunächst noch nicht, dann bewegen wir uns mehr und mehr auf Zerfall und Niedergang zu. Welche der beiden Möglichkeiten Vorrang bekommt, hängt im wesentlichen Maße von der Frage ab, wie schnell wir Menschen geistig wach und aktiv werden.

Drei Phasen

In diesem weltweiten Transformationsgeschehen, in dem der Übergang von der alten zur neuen Welt stattfindet, sind drei Phasen zu unterscheiden. Es sind die gleichen Stadien, die in jeder Krisensituation zu erkennen sind:

  1. eine alte Periode in Niedergang und Zerfall
  2. Umkehrpunkt oder Wendung
  3. der Aufbau des Neuen

Alle drei Phasen sind in dem vorausgehenden Text zu erkennen. In unserer Zeit erleben wir jedoch vor allem die erste Phase: Niedergang und Zerfall. Das ist die Stimmung, die man auch in den Medien am häufigsten wahrnimmt. Darin fehlt meistens die Betrachtungsweise, dass Neues im Entstehen ist.

Wenn allerdings nur das Niedergehende benannt und betont wird, das, was aufhört zu bestehen und keine Perspektive in der Form geboten wird, was kommen will, entsteht Angst beim Menschen. Tiefe Existenzangst. Jeder, der jemals durch eine Krise gegangen ist, wird das bestätigen. Existenzangst ist schrecklich. Sicherlich, wenn man innerlich auch noch eine Stimme hört, die sagt, dass dies ganz bestimmt das Ende bedeutet und dass es also keinen einzigen Sinn hat, noch für irgendetwas zu kämpfen oder zu leben. Die Stimme kommt durch die negativen geistigen Kräfte, die auch in uns wirken und die die Geburt der neuen Welt in uns behindern, ja sogar verhindern wollen. Je stärker sie wirken, umso ängstlicher und depressiver werden wir, bis wir vollständig vor Angst gelähmt werden und nichts mehr unternehmen.

Christus, der Göttliche Transformator

Um das zu verhindern, ist es wichtig, den Prozess, der oben beschrieben wird, zu begreifen und in allen Lebensbereichen lernen zu erkennen. Vor allem ist es wichtig, dass wir uns ganz bewusst öffnen für- und verbinden mit erneuernden, inspirierenden und verstärkenden Kräften der hohen Göttlichen Macht, die diesen gigantischen weltweiten Prozess der Transformation von der alten zur neuen Welt vollzieht und trägt: Christus, der Sonnenlogos.

Mit den Worten: „Mir ist gegeben alle Macht im Himmel und auf Erden“2), spricht er seine Macht aus. In „Siehe, ich mache alle Dinge neu“ drückt sich seine Transformatorschaft aus“.3)

Mit dem Ziel, in die Seelen der Menschen den inneren Geist zur Geburt, zur Auferstehung, zu bringen und so die alte Welt in die neue Welt umzuformen, kam er vor zweitausend Jahren auf die Erde.

Um das zu erreichen, verband er sich mit Jezus von Nazareth, und durchlief er einen Prozess von Tod und Auferstehung am Kreuz von Golgotha. Durch diesen Tat verband er sich mit dem Innerlichen von uns Menschen. Das neue Bündnis drückte er mit den Worten aus: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“. 4)

In unserer Zeit mit all ihren Ängsten und Unsicherheiten ist es – um nicht zu erstarren und aufzugeben – äußerst essentiell, dass wir immer wieder aufs Neue realisieren, dass die Göttliche Macht und Kraft der Liebe, die in Christus auf der Erde wirkt, diesen gesamten Prozess der Veränderung umfasst und trägt. Nichts passiert ohne, dass er das will.

Wie unbegreiflich die Geschehnisse, die auftreten, für uns auch sein mögen.

Vertrauen in die Göttliche Führung

In unserer unsicheren Zeit geht es darum dass wir unter allen Umständen lernen zu vertrauen auf diese allzeit anwesende Hilfe und Führung von Christus und auf die geistige Welt der Engel, der Erzengel und noch viel höherer Engelhierarchien die seine Arbeit unterstützen.

Das bedeutet, immer wenn Angst aufkommt, Ruhe zu suchen, loszulassen und zu realisieren und innerlich zu fühlen, dass Christus und die Engel allgegenwärtig sind und uns hindurch führen wollen und uns Kraft geben.

Je stärker wir uns mit der Kraft der Liebe von Christus verbinden, auf ihn bauen und ihn um Hilfe und Kraft für uns selbst, für andere Menschen, für die Menschheit, für die Zukunft der Erde bitten, um so besser kann er uns erreichen, kann er uns Kraft schenken und die notwendigen Transformationen durch uns hindurch vollziehen.

So wird durch uns Menschen die neue Welt Realität.

  1. Rudolf Steiner, Anthroposophie als Kosmosophie, GA 207, Vortrag vom 24-9-1921
  2. Mattheus 28:18
  3. Offenbahrung des Johannes 21:5
  4. Mattheus 28:20

 

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